Sonntag, 29. April 2012

Muttertag

Muttertags-Wahnsinn überall.
Was schenkt man ihr? Man muß sich ja darstellen, man kann den Tag ja nicht einfach übergehen... sonst stünde man ja vor den Freundinnen schön da. Und als Mutter - was kriegt man geschenkt - als Gradmesser der Beliebtheit in der eigenen Familie und der finanziellen Schlagkraft derselben.
Reicht ein Blumensträußchen oder ein Schmuckstück, ein gesticktes Kissen, eine gebastelte Buchhülle, ein Restaurant-Gutschein... oder einfach der morgendliche Abwasch? Und daß mal der Müll ohne extra Aufforderung heruntergebracht wird.
Es wird seit einigen Jahren ein Riesengeschäft mit dem Muttertag gemacht.
Karten, Ketten, Ringe, Herzchen-Kissen, Mama-Kekse, Mama-Marmeladen usw.
Denkt dabei auch mal jemand an die Mütter, frage ich mich.
An das, was sie für einen tun, den ganzen Tag und eigentlich das ganze Leben lang. Sowas sollte man nicht nur mit einem Geschenk zum Muttertag - egal wie teuer - würdigen.
Was soll eine Mutter denken, wenn ihr zu ihrem "Ehrentag" teure Geschenke in die Hände gelegt werden - und sie dafür den Rest des Jahres wie eine Sklavin für die Familie arbeitet! Ohne Anerkennung, ohne Bezahlung, ohne gesellschaftliches Ansehen , ohne Karriere machen zu können - da es ja selbstverständlich sei. Abhängig vom Wohlwollen des Ehemannes (Ehegattensplitting! Kindergroßziehen für 0,00 €!) bzw. des Arbeitgebers, der sie ausnutzt (bis zu einem Viertel weniger Lohn für die gleiche Arbeit), sieht sie einem Alters-Leben in Armut entgegen - während andere die Werte genießen und verschwenden, deren Schaffung sie erst möglich gemacht hat - indem sie Kinder bekam, sie großzog und ihnen ihre Werte vermittelte.

Anläßlich des Muttertages und des Erscheinens des skandalös ignoranten Werkes unserer aktuellen Familienministerin MUSS ganz dringend darüber nachgedacht werden, wie dieses Land und seine Bürger weiter mit den Müttern verfahren. Ob sie sie endlich würdigen - mit adäquater Bezahlung für ihre Arbeit in den Familien, das Hochhalten der traditionellen Werte, die beispielsweise auch ganz groß im Grundgesetz stehen, das Vermitteln von Liebe und Geborgenheit in dieser modernen Welt, die den Nutzen eines Menschen nur in der Effizienz und dem materiellen Gewinn für die Gesellschaft sieht.
Oder ob die Mütter weiterhin mit Füßen getreten werden, ihre Interessen weit unter denen der Männer rangieren und es weiterhin generell keine Lobby für die Frauen gibt. Und sie für Arbeitgeber nur Menschen (bzw. Arbeitskräfte) zweiter Wahl darstellen. Leider auch für weibliche Arbeitgeber (schämen muß man sich für die Geschlechtsgenossinnen). Und es nicht genügend Betreuungsmöglichkeiten für den Nachwuchs gibt, von bezahlbaren ganz zu schweigen. Und es nicht möglich ist, von einem Gehalt zu leben (Ministerinnen und ähnlich Privilegierte natürlich ausgenommen).
Vielleicht erheben sich die Mütter eines Tages und rufen so laut, daß sie nicht überhört werden können - SO NICHT! NICHT MIT UNS! WIR MACHEN DAS NICHT MEHR MIT!!!
Aber wahrscheinlicher ist, daß sie still weitermachen wie bisher, daß ihnen kleinste Anerkennungen genügen - ein Lächeln, ein Strauß Gänseblümchen, ein freundliches Wort. Oder auch gar nichts. Daß sie sich still erfreuen an ihren Werken - an den Menschen, die sie großgezogen haben.

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