Samstag, 21. April 2012

Nachmacher und Urheberrecht

Übers Nachmachen und Urheberrecht
habe ich nach dem Lesen des Posts von Rosenrot und der dort verlinkten Beiträge nachgedacht. Es ging über anonyme Beschuldigungen, jemand hätte irgendwas nachgemacht, ohne zur Ursprungsquelle zu verweisen.
Das "Beste" daran ist der anonyme Kommentar, der das Ganze ausgelöst hat - als hätte da jemand nur mal eben seinen Frust loswerden wollen, und sozusagen mal ganz laut S**** gebrüllt, mitten in die Bloggergemeinde hinein.
Dieser Anonymus war Anlaß genug für eine Bloggerin, den beanstandeten Beitrag aus ihrem Blog zu löschen - aus Schrecken und Angst vor rechtlichen Konsequenzen.
Ich frage mich gerade, ob allein die Tatsache, daß irgendjemand mal irgendwas erfunden hat, ausreicht, um ihm für ALLE ZEITEN und ALLE ORTE die Rechte daran zu sichern.
Wer bestimmt überhaupt, wer wann was genau erfunden bzw. zum ersten Mal gemacht hat?
Das Web? Das zeigt höchstens, wer es zum ersten Mal online veröffentlicht hat - und das hat garnichts zu bedeuten. Das Patentamt? Ebenso - das zeigt nur, wer es zum ersten Mal angemeldet - und auf keinen Fall, wer´s erfunden hat.
Wie verträgt sich das mit der geistigen Urheberschaft, die ja auch so gerne zitiert wird? Laut Urheberrechtsgesetz ist nämlich jeder der Eigentümer seiner eigenen Erfindungen - und das auch OHNE Anmeldung, Registrierung oder Patent. Nur - wer genau ist denn nun der Urheber, der zitiert werden müßte - wenn es Hundert Leute gibt, die genau zur selben Zeit denselben Einfall haben und diesen auf gleiche Weise umsetzen? Die Reihenfolge, in der sie es online in ihrem Blog, so sie einen betreiben, stellen??? Oder zum Patent anmelden oder registrieren lassen?
Oder gibt es kontinentale Grenzen - alles, was in Übersee oder Asien erfunden wurde, kann hier nachgemacht werden, und derjenige, der´s zuerst gemacht hat, besitzt dann automatisch das Urheberrecht für die Alte Welt?!
So ein Quark.
Und die Chinesen - für welche es ein Akt höchsten Respektes darstellt, etwas zu kopieren. Dies drücke Achtung und Verehrung aus, hat mich ein chinesischer Meister belehrt. Der sich im Übrigen höchst verwundert zeigt und sich sogar abgestoßen fühlt durch die Art der westlichen Welt, geistige Leistungen zu Privateigentum zu erklären und jegliche Nutzung, ohne Lizenzrechte erworben zu haben, zu untersagen.
Das fühlte sich für ihn genauso an, als ob jemand sich zum Eigentümer des Alphabets aufgeschwungen hätte und allen verböte, dieses Alphabet zu benutzen, ohne Lizenzgebühren zu bezahlen.
Wenn ich es mir echt überlege, ist unser westliches Patent- und Urheberrechtssystem eigentlich absurd! Wie ja auch die aktuelle Gema- und Google/Youtube-Diskussion beweist. So ein Quatsch! Sogar selbstgesungene Versionen von bekannten Liedern will Gema mit Lizenzgebühren belegen - geht´s noch?!
Ja ja, das Alphabet gibt´s nur, wenn man Lizenzgebühren zahlt.... Mann, die Künstler sollen sich doch freuen, wenn ihre Lieder gesungen werden. Wenn ihre Bücher vorgelesen werden. Wenn ihre Sachen kopiert werden. Wenn jemand eine Party feiert, ein Filmchen davon ins Netz stellt und man im Hintergrund ihre Musik spielen hört (was die Gema im Übrigen ja auch mit Lizenzgebühren belegen will).
Wenn jemand nicht möchte, daß seine Sachen nachgemacht werden, dann darf er sie nicht veröffentlichen. Oder nur einem sehr kleinen Kreis zugänglich machen.
Und was ist mit unzähligen DIY-Büchern, Zeitschriften, Anleitungsbüchelchen, Freebies und Tutorials, die der geneigte Selbermacher im Laufe der Zeit ansammelt? Wer hat dann das Urheberrecht an dem nachgemachten Zeugs? Derjenige, der´s ZUERST nachgemacht und online gestellt hat? Muß er dann Lizenzgebühren zahlen an denjenigen, der das Tutorial/DIY-Heftchen/Zeitschrift/Anleitung herausgegeben hat? Wie beweist dann eigentlich der Herausgeber, daß ER und NUR ER der geistige Urheber ist?

Und um zum Anfangsthema zurückzukehren: ich halte es nahezu für UNMÖGLICH, im Web bzw. dem Bloggeruniversum zweifelsfrei festzustellen, wer denn nun tatsächlich der Urheber und geistige Vater/Mutter einer Idee ist. Weswegen eine Verlinkung zum Urheber zu fordern, schon geradezu lächerlich erscheint... man könnte höchstens einen Link oder einen Hinweis setzen, wo man selbst es GESEHEN hat. Aber schon oft habe ich beim Surfen irgendwas gesehen, es wieder vergessen, mir Wochen oder Monate später wieder ins Gedächtnis gerufen (manchmal sogar als eigene Idee getarnt - ja, das gibt´s auch :-)  ), und dann auf meine eigene Art umgesetzt. Ist es deswegen gleich ein Plagiat? Bin ich jetzt verpflichtet, das ganze Web zu durchsuchen, um die Ursache zu finden, nur damit ich einen Link setzen kann? Und wer garantiert mir, daß die Quelle, die ich möglicherweise sogar wiederfinde, ihrerseits das geistige Eigentum an der Sache zu Recht beansprucht?!
Meiner Meinung nach ist es selbstverständlich, wenn man ein fremdes Foto oder Bild oder Text oder Film oder Tutorial auf dem eigenen Blog veröffentlichen möchte, zuerst um Erlaubnis zu fragen und zweitens tatsächlich die Quelle anzugeben. Bei Ideen sehe ich das, wie schon erläutert, etwas anders und lockerer. Desweiteren wird ja ohnehin kräftig verlinkt: von A nach B über C und wieder zurück - und das, ohne daß die Eigentümer der URL um Erlaubnis gefragt werden. Klar, den meisten ist das ja nur recht - kostenlose Publicity - aber mir scheint es, als ob da eine gewisse Blauäugigkeit mit im Spiel wäre - denn Urheberschaft und Quellennachweis hin oder her - die ganze Verlinkerei ist etwas dubios und alles andere als sicher (Viren und malware, von g**gl* plus und vorsortierten Suchergebnissen, die "interessenorientiert" seien, mal ganz zu schweigen).
Im Übrigen - seit es ja auch in Deutschland möglich ist, sich Rechte an irgendwelchen (Phantasie-)Worten, als Fimen-oder Markenname getarnt, zu sichern (per Eintragung in irgendein Register, dessen Bezeichnung mir entfallen ist) - als Beispiel: "Handymonster" (sorry, lieber Wortmarkenrechteinhaber, aber ich werde KEINE Lizenzgebühren für die einmalige Verwendung DEINES Wortes bezahlen) - wird die ganze Sache erst recht absurd und geradezu grotesk.
Ein Bekannter trägt einen Namen, der mit dem Namen eines großen Hotelkonzerns identisch ist - ohne daß in irgendeiner Form eine Verwandschaft nachweisbar wäre - und er wurde tatsächlich dazu verklagt, seinen Namen ändern zu lassen, um "Verwechslungen und Irreführungen der Kundschaft" auszuschließen und um "wirtschaftlichen Schaden" vom Konzern fernzuhalten. Das IST ein grotesker Auswuchs des ganzen Urheberrechts- und Markenrechteinhabermurkses...
Aber genug davon.
Ich beispielsweise mache gern schöne Dinge nach, kopiere auch mal (wer schon mal etwas wirklich eins zu eins kopiert hat, WEISS, daß es verflixt schwer ist), und wenn ich  mich an die Inspirationsquelle erinnere, gebe ich sie auch an. Punkt.
HAVE FUN!                     Herzlichst, Sathiya

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